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Themenfeld 1:

Anforderungen für Reisen mit benachteiligten Jugendlichen sowie besondere Merkmale integrativer Reisen.

a) behinderte Jugendliche

Christian Peters
Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Dortmund e.V.
Koordinator Ferien & Freizeit
Leitung der Ferienfreizeit in Vreden

Einleitung

Der folgende Bericht handelt von einer Ferienfreizeit für Menschen mit Behinderung (vorwiegend Jugendliche), die vom 30.06. - 17.07.2000 in Vreden im Münsterland stattfand. Veranstalter war die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Dortmund e.V. Alle Mitfahrenden, 22 TeilnehmerInnen und 22 BetreuerInnen, kamen aus Dortmund und Umgebung.

Zwei der BetreuerInnen, ein ehrenamtlicher und ein hauptamtlicher Mitarbeiter der Lebenshilfe, waren zusätzlich für die Leitung der Freizeit verantwortlich und arbeiteten schon vor der Freizeit eng zusammen. Ihre Aufgabe war vor der Freizeit u.a. die Auswahl einzelner Teilnehmer- und BetreuerInnen, während der Freizeit Verwaltungs- und Organisationstätigkeiten sowie die Beratung der BetreuerInnen. Beide Mitarbeiter hatten die Freizeit in der Vergangenheit mehrmals gemeinsam ehrenamtlich geleitet. Seit zwei Jahren ist einer der Beiden als hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Lebenshilfe angestellt und leitet seitdem in dieser Funktion weiterhin die Freizeit mit dem ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Viele der ehrenamtlichen BetreuerInnen fuhren teilweise ebenfalls zum wiederholten Male mit, andere wurden über Mundpropaganda, Zeitungsannoncen und Aushänge in den pädagogischen Fachbereichen der Universität gewonnen. Die meisten sind Studierende unterschiedlicher pädagogischer Fachrichtungen, außerdem ein Textilfacharbeiter, Kinderkrankenschwester, Verwaltungsangestellte und ein Diplom-Sozialarbeiter (hauptamtlicher Leiter). Ihre Aufgabe war es sich während der Maßnahme um alle Belange des teilnehmenden Menschen mit Behinderung zu kümmern. Der/die Betreuer/in war zuständig für die Freizeitgestaltung, die körperlichen und seelischen Bedürfnisse der TeilnehmerInnen und für die Sorge um deren persönliche Habe.

Die TeilnehmerInnen waren im Alter von 7 - 26 Jahren. Folgende Behinderungsarten kamen bei ihnen vor: Down-Syndrom, Muskeldystrophie Typ Duchenne, Blind, Schwerhörig, geistig- und körperlich mehrfach Schwerstbehindert, Autismus, Tetraplegie und Epilepsie.

Die Eltern der TeilnehmerInnen haben zum Teil außerfreizeitliche Kontakte zur Lebenshilfe, manche sogar mit einem ehrenamtlichen Status. Dementsprechend kennen sich auch einige TeilnehmerInnen untereinander. Der ungewöhnliche Zeitraum von 18 Tagen sollte den Eltern die Chance bieten einen 14tägigen Urlaub zu buchen.

Der Scout-Einsatz fand durch eigenes Erleben (Leitung der Maßnahme) statt. In den Bericht flossen auch die Beobachtungen und damit die Entwicklung der letzten Jahre mit ein.

Hauptteil

Wohlbefinden

Zielsetzung der Maßnahme ist die Erholung der TeilnehmerInnen und deren Eltern. Entsprechend werden während der Freizeit keine therapeutische Maßnahmen durchgeführt oder ein Übermaß an pädagogischer Programmgestaltung angeboten.

Die Dauer der Freizeit von 18 Tagen, ermöglicht es den Eltern einen 14tägigen Urlaub zu machen. Für manche Eltern ist es das erste Mal, dass ihr Kind von zu Hause weg ist.

Begegnung

Die Nähe des Freizeitortes (ca. 1,5 Stunden Autofahrt von Dortmund), aber vor allem die langjährige Erfahrung mit den Freizeiten in Vreden (seit 1993) und die eins zu eins Betreuung vermittelten allen Beteiligten viel Sicherheit. Zudem nimmt jede/r ehrenamtliche MitarbeiterIn mit dem zu Betreuenden vorher Kontakt auf und macht einen Hausbesuch zum gegenseitigen Kennenlernen. Bei diesem Hausbesuch wird ein "Über-Mich-Heft" mit detaillierten Informationen zum Sozialverhalten, Pflegenotwendigkeiten, Nahrungsmitteltunverträglich-keiten, Allergien, Vorlieben, etc. welches die Eltern zur Anmeldung ausgefüllt haben, durchgesprochen. Die Kontakte werden soweit intensiviert, bis alle drei Seiten (Eltern, Teilnehmender/in und BetreuerIn) sicher sind, dass mit dieser Zuordnung zwei Wochen eine Freizeit absolvierbar ist.

Umweltverträglichkeit

Die geringe Entfernung von Vreden nach Dortmund vermittelt den Eltern durch die Möglichkeit jederzeit vor Ort sein zu können nicht nur Sicherheit, sondern sie ist auch in doppelter Hinsicht weniger belastend. Die Anreise ist sowohl für Teilnehmer- wie BetreuerInnen durch die Kürze nicht so anstrengend, und auch die Umwelt wird nicht durch einen unnötig hohen Energieverbrauch belastet. Zudem verfügt das Haus indem die Gruppe untergebracht ist zur Stromerzeugung über ein eigenes Windkraftwerk und eine Schilfkläranlage, in der die eigenen Abwässer geklärt werden. Die Anlagen sind Teil eines Naturlehrpfades rund um das Gelände und haben einen starken Einfluss auf den Charakter der Einrichtung. Daher ist das umliegende Gelände ein elementarer Bestandteil des Freizeitalltages.

Pädagogische Angebote

Neben Ausflügen zu Wildfreigehegen, einem Märchenwald, Naherholungsgebieten, wie das Zwillbrocker Fenn oder die Wasseranlage Lehmpütten, findet ein Großteil der Freizeitaktivitäten auf dem Gelände oder im Haus statt. Das Gelände bietet gleichzeitig viele Beschäftigungsmöglichkeiten (Schaukel, Sandkasten, Kletterburg, Volley- und Fußballfeld, Spielwiese, Naturlehrpfad, etc.) und ausreichend Platz für Rückzug und Erholung. Die Gruppe verbringt bei schönem Wetter viel Zeit auf der großen Wiese vorm Haus, bildet dann einen Singkreis oder lauscht einem Hörspiel. Bei schlechtem Wetter ist genügen Platz im Haus für Spiel- und Bastelaktionen.

Gesundheit

Die Verpflegung ist größtenteils vollwertig zubereitet und liebevoll angerichtet. Auf besondere Wünsche wie vegetarische Ernährung, Schonkost, spezielle Zubereitung wie z. B. pürierte Nahrung oder ein Partybuffet wird entgegenkommend eingegangen und Rücksicht genommen.

Pädagogische Begleitung und Partizipation

Jeden Abend finden Teamsitzungen statt, während derer der gelaufene Tag reflektiert wird und auf eventuell aufgetretene Probleme eingegangen wird. Die Lösung der Probleme und Konflikte wird meist im gemeinsamen Gespräch aller BetreuerInnen und der Leitung gesucht. Wenn so kein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wird, nimmt die Leitung Kontakt mit dem Anbieter der Maßnahme und/oder evtl. mit den Eltern eines/r involvierten Teilnehmenden auf. Darüber hinaus wird das weitere Programm geplant. Aufwendigere Aktionen werden mit ausreichend Vorlauf angegangen, und der folgende Tag aktuell durchgesprochen. Bei der Planung wird besonders auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der TeilnehmerInnen eingegangen und soweit umsetzbar, werden sie auch in die Ausgestaltung miteinbezogen. So werden z.B. das Gelände und die Räumlichkeiten für das Bergfest in erster Linie von den TeilnehmerInnen dekoriert. Die Auswahl der Aktivitäten berücksichtigt sowohl die individuellen Interessen wie die Bedürfnisse der gesamten Gruppe. Selbstverständlich wird dabei auch auf die Grenzen der BetreuerInnen Rücksicht genommen.

Wahlmöglichkeiten

Die Freizeit gestaltet sich zu Beginn eher ruhig, um allen die Möglichkeit zu geben in der Maßnahme anzukommen und sich mit dem Haus und der Gruppe vertraut zu machen. Im weiteren Verlauf finden dann diverse Aktionen statt, die mit Gruppenspielen, Singkreis und abendlicher Disco ihren Höhepunkt im Bergfest finden. Die zweite Hälfte mündet in einer großen Playback-Show während der die selbstbemalten T-Shirts getragen werden. Die Teilnahme am Programm ist grundsätzlich freiwillig und durch multiples Angebot haben die TeilnehmerInnen jederzeit die Wahl zwischen mehreren Aktivitätsmöglichkeiten.

Kundenzufriedenheit und individuelle Entwicklung

Im Laufe der Jahre ist die Freizeitmaßnahme in Vreden für einige TeilnehmerInnen zur wertvollen Institution der Freundschaft zu anderen TeilnehmerInnen geworden. So gibt es einige TeilnehmerInnen, die immer wieder gemeinsam nach Vreden kommen, um diese Zeit miteinander zu verbringen. Für andere ist diese Maßnahme die erste Erfahrung ohne elterliche Begleitung oder ein wiederholter Schritt auf dem Weg der Ablösung aus der elterlichen Obhut. Sie bietet die Möglichkeit für Austausch und Fragen zu Lebensweisen und Beziehungsformen.

Begegnung und Sozialverantwortlichkeit

Nicht nur unterhalb der TeilnehmerInnen haben sich im Laufe der Jahre Freundschaften gebildet, sondern auch zum Hauspersonal, dem Eisdielenbesitzer am Ort, der freiwilligen Feuerwehr und zu einem ortsansässigen Allgemeinmediziner sind Beziehungen entstanden. Durch diese Kontakte lässt sich das Programm nicht nur besonders flexibel gestalten, sondern die Möglichkeit zur informellen Kontaktaufnahme zum Arzt bietet auch viel Sicherheit für die TeilnehmerInnen, die BetreuerInnen und letztendlich auch für die Eltern. Auf Grund der gepflegten Kontakte wird der Gruppe im Ort mit viel Toleranz begegnet. Teilweise ähnelt das freudige Wiedersehen auf beiden Seiten eher dem entfernter Verwandter als dem eines Eisdielenbesitzers zu seinen Kunden. Aber auch zu den Ehrenamtlichen gestaltet sich der Umgang anders als oft üblich. So wurde z.B. ein Betreuer kurzerhand zu einem Eisdielenmitarbeiter rekrutiert, als die gesamte Gruppe zum Abschlusseisessen zur Eisdiele hereinkam. Anschließend bekamen alle TeilnehmerInnen vom Besitzer persönlich ein Abschiedsgeschenk zur Erinnerung.

Individuelle Entwicklung, Lernerfahrungen und Gruppenprozesse

Durch die Größe der Gruppe und die Unterschiedlichkeit der TeilnehmerInnen (Altersstruktur, Arten der Behinderung) gibt es viele Möglichkeiten und Anforderungen. Die Gruppe der TeilnehmerInnen ist weder in ihrer Altersstruktur noch in der Ausprägung der Behinderungsformen homogen. Dadurch war es nötig jederzeit differenzierte Programminhalte anzubieten, damit die unterschiedlichen Interessen befriedigt werden. Die TeilnehmerInnen waren nicht wie sonst üblich in Schule, Arbeit und Freizeitgestaltung "ghettoisiert", d.h. immer entsprechend ihres Alters und ihrer Behinderung zusammen bzw. getrennt. Diese heterogene Mischung bot die Möglichkeit des Austausches und Kennenslernen von Vielfältigkeit. So hielt sich dann z.B. in einem Jahr eine 50jährige Teilnehmerin zu Beginn der Maßnahme häufig im Haus auf und spielte Mensch-ärgere-dich-nicht. Zum Ende saß sie draußen auf der Wiese im Singkreis, mit einer 9jähigen Teilnehmerin auf dem Schoß, neben ihr auf einer Matte ein geistig- und körperlich schwerstmehrfach behindertes Mädchen. Solche Erfahrungswelten bietet nur eine derart heterogene Gruppe. Die Größe der Gruppe förderte bei der Disco am Bergfest eine Stimmung, wie in einer "richtigen" Disco. In einer wesentlich kleineren Gruppe wäre diese Atmosphäre nicht entstanden. Ein Teilnehmer, der nur liegend transportiert werden kann, nahm auf einer Transporttrage an der Veranstaltung teil. Während des Verlaufs bat er zwei Betreuerinnen ihn im Takt zur Musik mit seiner Trage zu drehen und dann mit Schwung loszulassen. Dies stellt für diesen jungen Mann einen enormen Schritt an Selbständigkeit und Mut da. Er hat sich in seiner Vergangenheit fast nie getraut von sich aus Kontakt zu anderen Personen aufzunehmen, geschweige denn sich freiwillig der Schwerkraft oder Zentrifugalkraft auszuliefern. Für einige TeilnehmerInnen war es wiederum eine starke Herausforderung in einer solch großen Gemeinschaft die Mahlzeiten einzunehmen. Sie fühlen sich ständig abgelenkt und wirkten nervös durch die Präsenz so vieler Menschen. Die meisten gewöhnten sich an den Geräuschpegel, einzelne mussten leider manchmal ihre Mahlzeiten in einem gesonderten Raum einnehmen.

Auch für die BetreuerInnen bietet eine solche Gruppengröße Chancen und Grenzen. Durch die Anzahl der Personen war es immer gegeben, dass jemand zur Stelle war, wenn Hilfe benötigt wurde. Es gab ausreichend Ehrenamtliche, um anstehende Aufgaben zu erledigen, bzw. Aktionen vorzubereiten. Obwohl jede/r jederzeit jemanden finden konnte wenn er/sie eine/n zum Reden brauchte, entstanden aber auf Grund der Gruppengröße Momente der Entfremdung. Wegen der Menge an Persönlichkeiten gab es Situationen, in denen sich Einzelne fremd und unsicher fühlten. Es entstand eine gespannte Atmosphäre und machte es dadurch für Einzelne schwierig, Probleme anzusprechen. Dadurch wurden einige Konflikte erst nicht offen ausgetragen, was eine Zeit lang den Teamgeist auf die Probe stellte, bis die Leitung sie offenlegte.

Kundenzufriedenheit

Die Maßnahme nach Vreden findet jährlich seit 1993 statt, und 2000 gab es auf jeden ausgeschriebenen Platz sogar mehr als zwei BewerberInnen, wobei weit über die Hälfte schon mal in Vreden war. Eine solche Tatsache sagt viel über den Erfolg einer Freizeit und die Kundenzufriedenheit aus.

Mitarbeiterzufriedenheit und pädagogische Begleitung

Ähnlich sieht es bei den BetreuerInnen aus. Auch hier sind über die Hälfte des Teams schon mal in Vreden gewesen. Der größte Teil der BetreuerInnen sind StudentInnen der Sonderpädagogik oder anderer pädagogischer/sozialer Fachrichtungen, d.h. sie verfügen i.d.R. über Vorerfahrungen in der pädagogischen Arbeit und haben ein Interesse an beruflicher Qualifizierung. Ihre Motivation ist entsprechend hoch. Die Vorbereitung auf die Freizeit ist umfangreich: alle MitarbeiterInnen nehmen vorab an einer Rechtsschulung teil und absolvieren einen Erste-Hilfe-Kurs. Hilfestellung in pädagogischen Fragen erhalten sie jederzeit während der Freizeit. Neben dem schon erwähnten Hausbesuch, finden zudem zwei Vorbereitungstreffen statt, auf denen alle organisatorischen Angelegenheiten geklärt werden. Außerdem bilden sich Arbeitsgruppen zu den Themen: Ausflüge, Sport & Spiel, Basteln und Fete. Diese stellen dann ein Repertoire an Möglichkeiten zusammen, aus dem dann während der Freizeit geschöpft werden kann. Zur Unterstützung bei den Vorbereitungen liegen die Protokolle und Ergebnisse der Maßnahmen der letzten Jahre vor. Der monatlich stattfindende informelle Stammtisch für alle FreizeitbetreuerInnen der Lebenshilfe bietet eine zusätzliche Möglichkeit zum Kontakt und zum Austausch über pädagogische Themen. Häufig werden hier auch organisatorische oder vertragliche Angelegenheiten angesprochen und mit dem anwesenden Hauptamtlichen der Lebenshilfe geklärt. Um sicher zu stellen, dass die Eltern Informationen über die jeweilige Freizeit erhalten, fertigen die zuständigen BetreuerInnen einen Brief/Bericht/Tagebuch an, in dem die Freizeit beschrieben ist, oder machen im Anschluss an die Maßnahme nochmals einen Hausbesuch, um über die Freizeit zu berichten. Denn nicht alle TeilnehmerInnen sind in der Lage etwas über die Maßnahme mitzuteilen. Bei einem Nachtreffen versammeln sich alle BetreuerInnen, TeilnehmerInnen und Eltern zu Kaffee und Kuchen, um Erinnerungen auszutauschen und Urlaubsfotos anzuschauen. Dieses Jahr gab es drei digitale Fotoapparate, deren Bilder gesammelt incl. Bildbetrachter auf eine CD gebrannt wurden. Diese Fotos rundeten als Slideshow das Nachtreffen ab. Das Team fasste auf dem Nachtreffen den Entschluss, eine internes Nachtreffen nur für die BetreuerInnen in eigener Regie zu organisieren. Es werden nicht nur die Beziehungen zu den Ehrenamtlichen gepflegt, sondern auch zu anderen Vertragspartnern. So gab es z.B. 1999 als fast das komplette Personal vom Haus in Vreden wechselte, einen Besuch, um Kontakt zu knüpfen und das neue Personal auf die Freizeit vorzubereiten. Nur mit einem Personal in Küche und Unterbringung, das eine Maßnahme unterstützt, ist eine derart flexible Freizeitgestaltung möglich. Des weiteren wird beim Transportunternehmen wenn möglich immer das selbe gebucht. Diese Treue zahlt sich im vertraglichem oder finanziellem Entgegenkommen aus. Ein Teilnehmer konnte nur liegend transportiert werden. Für diesen Transport konnte eine örtliche Hilfsorganisation gewonnen werden. Sie hat die An- und Abreise in einem Krankentransportwagen ehrenamtlich übernommen. Für die Mobilität vor Ort konnte kostenfrei eine Transporttrage aus einem örtlichem Krankenhaus entliehen werden. Eine andere Hilfsorganisation übernahm den Transport in und von der Eisdiele in Vreden zum Abschlusseisessen ebenfalls ehrenamtlich. Alle beteiligten Institutionen erhalten nach der Freizeit zum Dank ein Anschreiben und ein Gruppenfoto.

Partizipation

Bei der Planung der entsprechenden Maßnahmen waren im Vorfeld die Leitungen der jeweiligen Freizeiten beteiligt. Sie entschieden in Einzelfällen mit über die Vergabe von TeilnehmerInnenplätzen, Auswahl von BetreuerInnen, Einkauf von Spiel- oder Bastelmaterial und der Zimmerverteilung. Nach Abschluss der letzten Maßnahme treffen sich zusätzlich die Leitungen aller Freizeiten, um die gelaufene Arbeit auszuwerten. Der Schwerpunkt im vergangenen Jahr war die Reflexion der Zusammenarbeit. Gemeinsam wurde nach Problemlösungen und neuen Wegen für das folgende Jahr gesucht.

Zusammenfassung

Entsprechend der Leitsätze des BundesForums Kinder- und Jugendreisen werden in der Zusammenfassung die bei der Freizeit nach Vreden berührten Grundsätze und Richtziele noch mal auf den Punkt gebracht.

Durch die nahe Anreise, die Lage und den Charakter der Einrichtung sowie die Aktionen in der Natur, werden umweltbewusstes Engagement deutlich. Die Nähe des Reiseziel bietet zusätzlich den TeilnehmerInnen, BetreuerInnen und Eltern Vorteile durch Erreichbarkeit und eine weniger anstrengende Anreise.

Neben dem Ziel der Erholung orientiert sich die Freizeitgestaltung an den Wünschen, Bedürfnissen und sozialen Entwicklungsmöglichkeiten der TeilnehmerInnen. Das bedeutet ein ausgewähltes, nicht überladenes Programm, an dem die TeilnehmerInnen freiwillig teilnehmen und es auch selbst mitgestalten können.

Durch die vielfältigen Aktionen und Gruppenerlebnisse in einer größeren Gruppe, können die TeilnehmerInnen neue soziale Kontakte knüpfen, Erfahrungen sammeln und einüben, aber ebenso Schritte in die Selbständigkeit wagen. Ihre Interessen werden durch das vorherige Treffen mit dem jeweiligen Betreuenden ernstgenommen und können so in den Freizeitalltag mit einfließen.

Die wiederholten Anmeldungen über Jahre hinweg sprechen hier für zufriedene Kunden. Aber auch die Zufriedenheit der Eltern ist an dieser Stelle wichtig. Bei den Vortreffen erhalten sie die gewünschten Informationen und können entsprechend beruhigt ihre eigene Erholung angehen.

Die Zufriedenheit der BetreuerInnen wird durch die intensive Vorbereitung, die Beratung und Unterstützung während der Freizeit, die regelmäßigen Austauschmöglichkeiten beim Betreuerstammtisch außerhalb der Freizeit, die Miteinbeziehung bei der Programmgestaltung und Konfliktklärung, die Rücksichtnahme auf ihre Grenzen und die berufliche und persönliche Qualifizierung durch die selbständige Arbeit im Team entsprechend gefördert. Auch hier sprechen wiederholte Anmeldungen für einen Erfolg.

Die Pflege der Kontakte und Beziehungen allgemein (Nachtreffen, persönliche Kontakte zu den Institutionen, Dankeschön) führt zu kontinuierlichem und vertrauten Arbeiten und bietet Entwicklungschancen bei allen Beteiligten. Gesundheitliche Aspekte werden nicht nur durch den häufigen Aufenthalt in der Natur gewährleistet, sondern auch in einer vollwertigen, an Bedürfnissen angepassten Ernährung.

Die Auswertungen und Reflexionen auf den unterschiedlichen Ebenen werden in die jeweilige Planung neuer Freizeiten zwecks Verbesserung miteinbezogen. Außerdem werden durch die Abfrage von Kritik die Beteiligten ernstgenommen und eine Mitarbeit an der zukünftigen Gestaltung möglich.

Ausblick

Resultierend aus den bisherigen Erfahrungen in allen Freizeiten der Lebenshilfe wird es künftig eine Projektgruppe geben, die sich monatlich trifft. Damit in Zukunft noch konkreter alle Wünsche und Bedürfnisse der Beteiligten berücksichtigt werden können, setzt sie sich aus der Einrichtungsleitung der Lebenshilfe Ambulante Dienste, einer/einem MitarbeiterIn eines Wohnheims für Behinderte, einer/einem ElternvertreterIn, je einem weiblichen und männlichen Menschen mit Behinderung, einer/einem ehrenamtlichen MitarbeiterIn und dem hauptamtlichen Koordinator des Bereichs Ferien & Freizeit zusammen.

Die Projektgruppe wird sich mit der Gestaltung des neuen Bereichs Ferien & Freizeit beschäftigen und sich mit dem Angebot 2002 auseinandersetzen. Bereits in diesem Jahr waren einzelne ehrenamtliche MitarbeiterInnen bei der Auswahl von Unterbringungen für die Ferienfreizeiten 2001 beteiligt.

Die Planung dieses Bereiches wurde bisher durch andere hauptamtliche MitarbeiterInnen "nebenbei" übernommen. Die Einrichtung eines eigenen Sachgebietes Ferien & Freizeit professionalisiert und qualifiziert die Planung und Durchführung der Maßnahmen und gewichtet diesen Bereich um ein Wesentliches.

Die Einstellung eines Hauptamtlichen, der bereits seit Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Lebenshilfe war, ermöglicht authentisches Arbeiten. Da der Hauptamtliche auch weiterhin eine der Freizeiten (bislang die Freizeit in Vreden) mitleitet, kann er durch die Arbeit vor Ort die Bedürfnisse der Beteiligten besser erfahren und berücksichtigen, den Austausch zwischen ihnen und der Lebenshilfe ermöglichen sowie ein wichtiges Ziel der Lebenshilfe (Mitbestimmung) umsetzen. Außerdem ist seine Glaubwürdigkeit, was die direkte pädagogische Arbeit angeht eher gewährleistet, da er selbst aus der Praxis kommt und auch weiterhin in ihr wirkt. Er kann durch den Kontakt zu ehrenamtlichen BetreuerInnen und die oben beschriebene Beziehungspflege zu Kontinuität und Zuverlässigkeit motivieren.

Denn Beziehungsarbeit fördert i.d.R. auch die Identifikation mit der Arbeit und letztendlich auch mit dem Träger.

Vorteilhaft für das folgende Jahr wäre ein intensiveres Treffen aller Betreuenden vor der Freizeit, um sich und den Freizeitort kennenzulernen, sich zu orientieren und den Umgang miteinander zu klären und zu fördern. Um den Erfahrungshintergrund annähernd auszugleichen würde sich auch eine zusätzliche pädagogische Schulung anbieten, die zugleich den Austausch mit BetreuerInnen anderer Maßnahmen ermöglicht. Des weiteren könnte eine gezieltere Auswertung der Freizeit mit allen Beteiligten, den Mitbestimmungsgrad erhöhen und die Kritik- bzw. Reflexionsfähigkeit stärken. Das wiederum hätte sicherlich positive Auswirkungen auf die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, da sich alle ernstgenommen fühlen würden.